Geschichte

Geschichte

Die Geschichte von Haag i. OB

Turm und Umgebung

Die Geschichte des Marktes Haag i. Ob geht auf Huninga de Haga zurück, der im Jahre 980 als Edelfreier erstmals genannt wird. Als dieses Rittergeschlecht „vom Hage" um 1200 ausstarb, übernahmen die „Gurren" die Grafschaft Haag. Sie führten im Wappen den „Haager Schimmel", dessen älteste Darstellung aus dem Jahre 1230 stammt. Die damalige Grafschaft umfaßte mit einer Größe von 200 qkm neben der Burganlage und der Kaufmannssiedlung Haags ein Umland mit über 500 Dörfern, Weilern und Einöden.

Im Jahre 1245 übertrug Kaiser Freidrich II. die Grafschaft dem Ritter Sigfrid von Fraunberg. Im gleichen Jahr wurde der Freien Grafschaft – die von Bayern unabhängig war – die Hochgerichtsbarkeit verliehen. Das Marktrecht für den Markt "zu dem Hage" und die "Freyung" wird von Kaiser Ludwig der Bayer am 24. Oktober 1324 erhoben. Im 15. und 16. Jahrhundert wurden die Fraunberger von Reichslehensträgern über Reichsfreiherrn zu erblichen Reichsgrafen erhoben.  Damit hatten sie die Geleit-, Jagd-, Steuer- und Zollhoheit inne und stellten zum Reichsheer ein eigenes Kontingent, das „Haager Fähnlein" ab. Im Jahre 1540 erhielt die Grafschaft das Münzrecht zugesprochen. Aus dieser Zeit gibt es noch drei Exemplare der Haager Taler ( Münzkabinett Berlin, Münzkabinett Wien und Münzkabinett München ).

Nach dem Aussterben der Fraunberger wurde die Grafschaft 1566 an den Wittelsbacher Bayernherzog Albrecht V. verliehen. Die Wittelsbacher führten die Grafschaft als „freie, den Kurlanden nicht eingegliederte, Reichsgrafschaft".

Sowohl die Grafschaft als auch der Markt Haag blieben von Kriegen nicht verschont. So wird berichtet, daß während des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) die Soldatenhaufen viermal durch Haag zogen. 1632 das Reichsheer unter Tilly; 1634 die Schweden, denen das Reichsheer unter Graf Fürstenberg folgte, und schließlich das Haager Regiment unter Graf Seeberg. In der Fronleichnamswoche 1648 war in Haag zwei Tage lang das Hauptquartier der vereinigten Franzosen und Schweden. In den Jahren 1704 bis 1714, in denen Bayern von Österreich besetzt war, waren Einquartierungen, Kriegssteuern, Beschlagnahmungen und Beitreibungen an der Tagesordnung. Militärische Besetzungen gab es auch während des österreichischen Erbfolgekrieges 1741 – 1745, wobei in den letzten Augusttagen des Jahres 1742 das Hauptquartier Kaiser Karl VII. in Haag lag. 1800 erlebte Haag die Schlacht bei Hohenlinden und am 27. Oktober 1804 soll Napoleon auf seinem Weg nach Wien und Austerlitz durch Haag gezogen sein. Im Zusammenhang mit der Säkularisierung wurde 1804 damit begonnen, das schon stark baufällige Haager Schloß abzubrechen, so daß uns heute nur noch die beiden Schloßtürme und Reste der Burgmauer erhalten sind. 1804 wurde auch die Freie Reichsgrafschaft als Amtsgerichtsbezirk Haag dem Königreich Bayern eingegliedert.

1808 wurde Haag selbständige Pfarrei, 1813 die erste Bürgermeister- und Ratswahl in Haag vorgenommen. Der Markt Haag zählte 1815 rund 1080 Einwohner. 1831 wütete ein großer Brand in Haag, bei dem 24 Häuser niedergebrannt sind, darunter die Pfarrkirche. Nach der Auflösung des Landgerichtes Haag 1804 kam es zu einer Neubildung des Landgerichtes, des späteren Amtsgerichtes. 1830 wurde die Friedhofskirche gebaut. 1862 das Notariat Haag errichtet, 1864 ließ sich der Orden der Englischen Fräulein in Haag nieder. 1869 wurde die Haager Bürgerwehr, die Nachfolgerin des Haager Fähnleins aufgelöst, im gleichen Jahr das Krankenhaus Haag zum Distriktkrankenhaus erweitert. Im Jahre 1900 wurde die Bahnlinien Haag – Thann/Matzbach eröffnet, diese Lokalbahn bestand bis 1974 und ist heute abgetragen. Mit der Gebietsreform wurde am 1. Januar 1970 das Amtsgericht Haag aufgelöst, dessen Vorgänger, das Hochgericht der Grafschaft seit 1245 bestand. Durch die Gebietsreform erhielt Haag die Gemeinden Winden, Rosenberg und Allmannsau zum Teil ( 1971 ). Die nunmehrige Gemeinde Markt Haag i. OB umfaßte 1998 eine Fläche von 1823 Hektar mit 5567 Einwohnern.

An historischen Bauten und Denkmalen haben sich in Haag erhalten:

Burganlage Haag, Bergfried im unteren Teil romanisch, 10. – 12. Jahrhundert, romanische Ringmauer, Kleiner Schloßturm, unten romanisch, oben gotisch um 1481. Oberer großer Schloßturm mit 4 Erkern, gotisch, um 1481.

Einige spätgotische Zwingermauern und Rundtürme um 1480. Gotische Dürnitz um 1500. EhemaligerWehrturm beim Gasthof Hofgarten um 1480. Große Freitreppe 1748. Unteres Tor um 1750. Löwenbrücke um 1550, zwei Sandsteinlöwen um 1750.

Löwenbrunnen angelegt 1557, neu im Spätrenaissancestil gestaltet 1659. Bräuhaus mit gotischen Treppengiebel um 1560. Zehentstadel, ehemals Renaissance um 1538. Pfarrkirche, ehemals Spitalkirche von 1558, Kirchturm 1595, 1849 abgebrannt und vergrößert wieder aufgebaut. Spitalgebäude von 1588, später altes Rathaus. Spätere Bräuhausgebäude der Barockzeit 1730 – 1732. Teilweise schon um 1608. Rambold-Haus in der Mühldorfer Straße, Barock 18. Jh. Rössler-Haus in der Kirchdorfer Straße, Barock 17. oder 18. Jahrhundert. Friedhofskirche im Nazarenerstil 1830. Altes Volksschulgebäude ( heute Stahr / Schmidt ) 1864. Altes Klostergebäude an der Burgmauer 1895 ( heute Oswald ).