BayernNetzNatur-Projekt "Schätze der Eiszeitlandschaft"

BayernNetzNatur-Projekt "Schätze der Eiszeitlandschaft"


Schätze der Eiszeitlandschaft

Die Landschaft zwischen Haag i. OB und Wasserburg zeichnet sich durch eine einzigartige Entstehungsgeschichte aus, welche ihren Ursprung während der letzten Eiszeit vor ca. 20.000 Jahren nahm. Hiervon zeugt die hügelige Landschaft mit ihren Mooren, Seen und den sogenannten Toteiskesseln (wassergefüllte Hohlformen) als Besonderheit der Region.

Vieler dieser Strukturen sind inzwischen aufgrund unterschiedlicher Einflüsse wie z.B. Verfüllung, Entwässerung, Stoffeinträge oder Nutzungsaufgabe in keinem guten Zustand mehr. Dies führt dazu, dass sie ihre wertvolle Lebensraumfunktion für hoch spezialisierte Tier- und Pflanzenarten kaum oder nicht mehr erfüllen können.

Seit 2020 setzen sich die Landkreise Mühldorf a. Inn und Rosenheim gemeinsam mit den Landschaftspflegeverbänden im BayernNetzNatur-Projekt „Schätze der Eiszeitlandschaft“ (www. schaetze-der-eiszeitlandschaft.de) für den Erhalt und die Pflege dieser landschaftlichen Besonderheiten ein.

Hierbei konnten in Zusammenarbeit mit den Eigentümern und Landwirten vor Ort bereits zahlreiche Maßnahmen umgesetzt werden.
Ein aktuelles Beispiel: Im sogenannten "Schindermoos" südlich von Haag i. OB wird derzeit ein Komplex aus ehemaligen Streuwiesen wiederhergestellt.


Besondere Lebensräume in der Eiszeitlandschaft

1) Die Streuwiesen – Maßnahmen im „Schindermoos“

Die Streuwiesen stellen einen der besonderen Lebensräume in der Eiszeitlandschaft dar. Ihr Name stammt daher, dass diese Wiesen früher nur einmal im Herbst gemäht wurden, um Einstreu für die Viehställe zu gewinnen. Sie entstanden an nassen, moorigen Standorten, da dort kein Ackerbau möglich war. Durch die extensive Nutzung und Nährstoffarmut sind diese Wiesen zu einem der artenreichsten Lebensräume Mitteleuropas geworden. Häufig kommen sogar bis zu 70 verschiedene Pflanzenarten pro Quadratmeter vor. Streuwiesen beheimaten außerdem viele sehr seltene und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. So wachsen hier beispielsweise bunt blühende Kräuter wie die Tauben-Skabiose oder "Moorspezialisten" wie die Schwarzschopf-Segge. Seltene Tagfalter wie der Mädesüß-Perlmuttfalter finden hier Wirtspflanzen für ihre Raupen und die Sumpfschrecke ihren geeigneten Lebensraum.

 

     Tauben-Skabiose            Mädesüß Perlmuttfalter auf Heil-Ziest     Sumpfschrecke
Bilder: © Nirschl

Da die Streugewinnung nicht mehr wirtschaftlich ist, liegen die Standorte heutzutage brach. Die fehlende Nutzung führt zu einer immer stärkeren Ausbreitung von Gehölzen, welche die lichtbedürftige Artengemeinschaft verdrängen.

Streuwiesenbrach im Schindermoos
© Nirschl

Durch regionale Firmen und lokale Landwirte wurde diesen Herbst begonnen, 7.500 m² der seit über 30 Jahren brachliegenden Streuwiesen im Schindermoos wieder in die Nutzung zu nehmen. Auf weiteren 2.500 m² wird daran gearbeitet, die Verbuschung zurück zu drängen, um hier wieder neue Streuwiesen zu etablieren. „Mithilfe der Maßnahmen sind erste Schritte getan, um die stark gefährdeten Tier- und Pflanzenarten zu fördern und deren Vielfalt für kommende Generationen zu erhalten“, berichtet der Biodiversitätsberater Matthias Nirschl vom Landratsamt Mühldorf a. Inn, welcher die Maßnahmenumsetzung betreut.

Das Landratsamt Mühldorf a. Inn bedankt sich für die gute Zusammenarbeit und bei den Grundstückseigentümern für die Bereitstellung von Flächen.

Entbuschungsarbeiten
© Nirschl
Die Zunahme an Gehölzen: Vergleich an Luftbildern von 2000 und 2018
(gelb: Umgriff der Landschaftspflegemaßnahmen)