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„Ein Ort gegen das Vergessen“

Einweihung des Denkmals für Ehrenbürger Georg Jäger

An seinen Mut, sich gegen die Nazis zu stellen, soll das Denkmal von Georg Jäger am Pettenbeckweg, Kreuzung Oberwallnerweg, in Haag erinnern. Im Auftrag von dessen Enkel, Hermann Jäger junior, hat der Künstler Peter Syr das Denkmal zu Ehren von Georg Jäger gefertigt. Zum Jahrestag seiner Absetzung als Haager Bürgermeister am 27. März 1933 wurde es am Samstag im Rahmen einer Andacht eingeweiht.

Im Zuge der Geschichtsforschung zur 150-Jahr-Feier der Milchwerke Jäger, ist Geschäftsführer Hermann Jäger junior auf Dokumente aus dieser Zeit gestoßen: Zeitungsausschnitte, Briefe und sogar die Papiere zur Entlassung aus dem Amt. Daraus zeige sich laut ihm auch, sein Großvater „war ein sturer Kopf, der sich mit der Regierung angelegt hat.“ So auch 1933, als er aufgefordert wurde, der NSDAP beizutreten oder sein Amt niederzulegen. Beides hatte er abgelehnt und betonte, er sei „vom Volk gewählt“, wie der Künstler Syr berichtete. „Wer sich nicht fügen will, wird gefügt“, heißt es in den alten Dokumenten. Jäger wurde in das KZ nach Dachau gebracht. Das sei üblich gewesen, so Syr weiter, „als Warnung für andere.“

Laut Familienerzählung musste Georg Jäger nicht lange in Dachau verbringen. Da er an einer schweren Vorerkrankung litt, wurde er bald freigelassen, erzählte sein Enkel. Besonders beeindruckend sei für diesen der damalige Schriftverkehr. „Für die Leute war er immer noch der Bürgermeister“, wie sich laut Jäger einigen Briefen entnehmen lasse, die sich mit dieser Anrede an seinen Großvater Georg gerichtet haben.

Georg Jäger (24. November 1877 bis 7. Oktober 1966), der Großvater von Hermann Jäger junior und Sohn des Firmengründers, war von 1912 bis 1933 Bürgermeister von Haag und wurde 1947 zum Ehrenbürger ernannt.

Bürgermeisterin Sissi Schätz möchte "die Erinnerung lebendiger machen": "Hier an dieser Stelle ist ein Ort der Erinnerung entstanden – oder umgekehrt ein Ort gegen das Vergessen. Es geht aber nicht in erster Linie um den Ort, sondern um den Menschen und Politiker Georg Jäger, an den dieses Denkmal erinnert. (...) Jahreszahlen sind eine trockene Materie. Ich möchte versuchen, die Erinnerung lebendiger zu machen. Wie ist dieser Tag verlaufen, als Dein Großvater als Bürgermeister abgesetzt wurde? Wir wissen es nicht genau.  Dasselbe Schicksal teilte mein Großvater Peter Hangl in der Gemeinde Lengmoos. Unsere Großväter waren Nachbarbürgermeister und haben sich sicher gut gekannt. Beide haben gewusst, was auf sie zukommt, wenn sie sich gegen die Nationalsozialisten stellen. Beide waren im Wasserburger Kreistag und wurden auch dort aus diesen Ämtern abgesetzt, aber der Verlust des Bürgermeisteramtes hat sie sicher schwerer getroffen. Hier wird Geschichte lebendig. Unsere Großväter waren 1933 gestandene Bürgermeister. Hermann, Dein Großvater übte dieses Amt bereits 20 Jahre aus und war Inhaber der großen Molkerei in Haag. Mein Großvater war auch schon 10 Jahre Bürgermeister und bewirtschaftete den Bauernhof in Maxau. Für beide stand das Leben und die wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel. Es ist für uns unvorstellbar, wegen einer politischen Überzeugung das Leben und die Familie zu riskieren. An Deinem Großvater, lieber Hermann, wurde ein Exempel statuiert, indem er nach Dachau gebracht wurde. Dieses Schicksal blieb meinem erspart.
Georg Jäger ist völlig zu Recht 1947 die Ehrenbürgerwürde verliehen worden. Seine Haltung und sein Mut, sich gegen das Unrechtsregime der Nazis zu stellen, verdient allerhöchsten Respekt. Wer von uns hätte heute diesen Mut?
Mit diesem Denkmal haben wir eine sichtbare Erinnerung. Es mahnt uns, in unserem Leben und in unserem politischen Handeln eine klare Haltung zur Demokratie einzunehmen"

Foto (von links): Rosemarie Jäger, Hermann Jäger, Christa Jäger, Bürgermeisterin Sissi Schätz, Pfarrer Pawel Idkoviak, Künstler Peter Syr